Experimentelle Klanggestaltung » projekte » HAUSKLANG

Haus der Grillen der Welt

jan cziharz

Schon vor Millionen von Jahren besiedelten Insekten unseren Erdball. Wo einst eine Moorlandschaft diese Tiere beheimatete, steht heute das Haus der Kulturen der Welt. Einige Arten von ihnen leben noch heute rund um den Globus. Platziert in Nischen und Ecken um das Gebäude wollen sie gemeinsam eine Komposition zum Besten geben. Das Wort Grille steht stellvertretend für alle Flügelinsekten, die Laute von sich geben: Heuschrecken, Grillen, Grashüpfer und Zikaden Bei genauem Hinhören kann man auch noch anderen Tierarten lauschen.

Die Insektenmusik ist eine Installation aus 8 Piezzo Lautsprechern. Die Installation ist eine naturgetreue Wiedergabe der Tierlaute. Zur vorhandenen Klanglandschaft am Gebäude werden die Klänge zum einen integriert und zum anderen hinzuaddiert.

Bild 1 Bild 2

Auszug aus einem Insektenbuch über Heuschrecken und Grillen
Glockenrein zirpen die Feldgrillen vor ihren Erdlöchern in grasigen Hängen; Tag und Nacht erfüllen helle, hohe Töne das Tal. Kein rechter Sommer wäre es ja ohne das Konzert der Grillen und Heuschrecken, ohne diese vibrierende Symphonie, ohne solch dauernd in Luft und Ohren liegendes, rauschend schwirrendes Klingen. Unterirdisch und darum scheinbar von weit her verkündet wie ein schnurrend singender Miniaturmotor die Maulwurfsgrille ihr Dasein. In Häusern hört man nachts viel-leicht die Hausgrillen, die Heimchen. Auf Bäumen rufen mit schlagenden Zirptönen die Baumgrillen, viel lauter, als man diesen kleinen, zarten, geisterhaft blassen Geschöpfen zutrauen möchte. Und aus allen Richtungen, von Standorten her, die gleichzeitig überall und doch nirgends auffindbar zu sein scheinen, kommt einmal da, einmal dort verstummend und wieder einsetzend, surrend und kratzend rhythmischer Gesang ungezählter Laub- und Feldheuschrecken. Jede Art hat ihre eigene Melodie, ihren Dialekt, ihr Nationallied, und wir können sie danach oft viel leichter voneinander unterscheiden als nach ihrem Aussehen…
Ein Hochgefühl des Lebens macht diese Insekten singen; so wie dieses mit zunehmender Wärme steigt, so wird auch ihr Gesang eifriger und schneller. Nach dem Tempo sich folgender Laute der Baumgrillen können wir die genaue Lufttemperatur bestimmen!
(Walter Linsenmaier (1972): Knaurs grosses Insektenbuch, Droemer Knaur München;  S. 79)