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MARKUS UND TAMER4:30

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markus hübnertamer özgenenc

Equipment:
Zoom H4, OKM II Mikrofone, Cubase 3SX, Ableton LIVE, Steinberg Wavelab, XML Editor, Google Earth, Taschenrechner

Formeln:
gleichförmige Beschleunigung: s =a/2 * t≤ => t = sqrt(2s/a) (v0,s0 = 0)

Annahmen:
a=const=0,56 m/s≤ (bzw. -0,56 m/s≤ beim abbremsen)
v(“Reisegeschwindigkeit”) ~ 16,667 m/s (+- 1 m/s)

Auf die Frage hin, wie wir einen Zug simulieren könnten, der die Bahnstrecke abfahrt und so “objektive”, weil durch die Streckenführung determinierte, Soundscapes einfängt, war die konkreteste Methode die uns in den Sinn kam die, einen virtuellen Zug diese reale (Sound)Strecke abfahren zu lassen. Dazu brauchten wir ein möglichst dichtes Netz von Samples entlang der Strecke, genaue (GPS) Daten der Strecke sowie ein Algorithmus der alle Daten in Echtzeit verarbeitet.

Für die Aufnahme der Samples entschieden wir uns, für die OKM II Mikrofone in Kombination mit einem Zoom H4. Dies erschien uns sinnvoll, da das Stück auf Kopfhörern präsentiert werden sollte. Mit der quasi Kunstkopfcharakteristik der OKM II Mikrofone lässt sich der Eindruck eines wirklichen “auf der Strecke seins” vermitteln. Zuerst galt es ein einheitlichen Maß für den Abstand der Samples zu finden. Nach einigem probieren entschieden wir uns für etwa 20m. Die Aufnahmen gestalteten sich recht einfach, abgesehen von ein paar größten Stahltoren und ein wenig Stacheldraht. Die Strecke ist fast komplett erhalten, so das eine Orientierung an den Gleisen jederzeit möglich war. Leider konnten wir nicht die komplette Strecke (Bahnhof Jungfernheide bis Bahnhof Gartenfeld) aufnehmen, da der Gleisteil zum Bahnhof Jungfernheide hin, immer noch stark befahren ist. Außerdem fehlt, die damals natürlich existierende, Brücke ¸über die Spree. Unsere Zugfahrt beginnt also genau an der Abzweigung unter der A100-Stadtautobahnbr¸cke und endet am Bahnhof Gartenfeld.

Um die GPS-Daten für die Simulation zu erhalten, haben wir die Strecke einfach als Pfad in Google Earth nachgezeichnet. Somit konnte man die Entfernungen zwischen den einzelnen Stationen errechnen.

Dann haben wir versucht mit Hilfe von MAX/MSP eine Echtzeitsimulation all dieser Daten zu erstellen. Dieses stellte sich leider als sehr kompliziert und im Ergebnis etwas unbefriedigend heraus. Folgende Probleme stellten sich: der Sampleabstand war zu klein, wodurch (wenn die Bahn die “Reisegeschwindigkeit von ca. 60km/h erreicht hatte) jedes Sample nur etwa 0,6-0,9s kurz war, was eigentlich kein Problem gewesen wäre, jedoch die Wahrnehmung erheblich störte. Des Weiteren war es sehr aufwendig, den Ausschnitt dessen was von einem Sample gespielt werden sollte, zu verändern. Trotz dieser Probleme, bot diese Variante der Simulation auch einen Ausblick darauf, wie das Endergebnis etwa klingen würde. Wir stellten fest, das die einzige Variation in der Länge der Samples bestand. Also entschieden wir uns, diese Längen “von Hand” zu errechnen und dann die Samples entsprechend in einem Sequencer anzulegen. Den Abstand der Samples legten wir auf etwa 40m fest, so dass die Samples bei “Reisegeschwindigkeit” etwa 2,5 – 3,0s, im Beschleunigen bzw. Abbremsen etwa 12,3 – 3,2s lang waren. Nun war es mˆgölich die Ausschnitte und die Art der Fade-ins/outs der Samples schnell zu verändern. So entschieden wir uns alle Samples mit einer Art “Wusch”-FadeIn beginnen zu lassen um das jeweilige Sample klar abzusetzen.

Um die Haltezeit an den Bahnhöfen zu simulieren, haben wir Collagen aus den am jeweiligen Bahnhof aufgenommenen Samples erstellt. Diese haben eine feste Länge von 20s. Alle Effekte die dazu benutzt wurden, sind Tape Effekte (einzige Ausnahme bildet eine kleine Samplebearbeitung mit Hilfe einer FFT-Transformation, sowie nötige EQ’s).

Zum Abschluss wurde das gesamte Arrangement mit Hilfe eines Waves L2 im Gesamtpegel etwas angehoben. Dabei wurde jedoch die interne Dynamik nicht verändert, da dies ein falsches Abbild des von uns “durchfahrenen” Stadtteils zur Folge gehabt hätte.